Stellungnahmen von Klaus Jordan für das Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus

Todesschüsse in Halle

Erklärung des „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“


„Das, was gestern geschah, ist eine Tragödie für dieses Land, eine Tragödie zuerst für die Familien der Opfer, eine Tragödie, weil sich jetzt, spätestens doch jetzt diesem Land klar sein muss, dass es offenen Auges dorthin gerannt ist. Es hat alle Warnungen in den Wind geschlagen, alle Statistiken weggeredet. Das, was geschah in Halle, war nicht unvorstellbar in Deutschland, es war nur eine Frage der Zeit und gestern war diese Zeit." (aus dem Blog „irgendwie jüdisch“ - Jom Kippur 2019 in Deutschland)

"Mich erfüllt Trauer über die Toten des gestrigen Tages, und mich ergreift Zorn über die nicht enden wollende Dummheit, Feigheit und Brutalität der Angriffe auf die jüdische Gemeinschaft in unserem Land“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und er hat in gewisser Weise recht.

Und immer wieder und wieder der Versuch nach Worten zu suchen, für etwas, für das es eigentlich keine Worte geben darf.

Nicht nach 6 Millionen ermordeten Juden während der 12 Jahre dauernden Naziherrschaft, nicht nach Kriegsgräuel und Zerstörung, nicht nach dem Wissen um Rassismus und Antisemitismus.

Doch Dummheit, Feigheit und Brutalität sind nur die eine Seite des Täters, die pathologische, das Abstoßende, das nicht Nachvollziehbare. Die andere Seite ist mehr als nur eine  „Einzeltäterschaft". Es betrifft einen Teil unserer Bevölkerung.

Es ist der zynische Egoismus des „Satten“, der nichts abgeben will von seinem kleinen Wohlstand, es ist die Überheblichkeit des weißen Mannes, der mehr sein will, als die anderen: die Fremden, die Juden, die Moslems, Zigeuner und all das Pack, was uns auf der Tasche liegt.

Und es ist die armselige Kleingeistigkeit, das Engstirnige, die  Servilität des Spießbürgers und  ein duckmäuserischer Ordnungsfanatismus, der von der Perversion eines „besseren Deutschen“  immer wieder propagiert wird.

Welch‘ ein Hass und Menschenverachtung muss hinter den Menschen stecken, die Derartiges schweigend bis zustimmend dulden und geduldet haben und mit ihren Tiraden, Parolen und Verschwörungstheorien helfen, jene Hemmschwellen zu beseitigen, die den Boden für derartige Taten aufbereiten.

Welch narzistisches Vergnügen müssen jene „Autoritäten“ empfinden die großmäulig hetzen und jede gesellschaftliche Gemeinsamkeiten aufkündigen, jede Solidarität, jede Mitmenschlichkeit..

Ob Pegida oder AfD, ob Idenditäre oder der dritte Weg, ob NPDler, Combat 18, Hammerskin, Hooligan oder Burschenschaftler. Jeder strickt mit seinen eigenen Mitteln und Methoden an der „großen Veränderung“, will den „Umbruch“ bekämpft alles was über den eigenen kleinen Tellerrand hinausragt.

Vor dieser „Banalität des Bösen“ versagte das Wort und scheiterte das Denken. (Hannah Arendt)
Und trotzdem müssen wir reagieren.

Möglichst zusammen, aber jeder nach seiner eigenen Befindlichkeit.

Denn:
DAS WOLLEN UND KÖNNEN WIR SO NICHT MEHR HINNEHMEN

V.i.S.d.P:
Klaus Jordan (2019)

Hof Nahtz an NPD verkauft

Stellungnahme des
Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus


„Wir müssen hellwach sein", sagte der Escheder Bürgermeister Günter Berg. 

Recht hat er! - Bloß warum so spät.

Seit Februar ist klar, dass die NPD den Hof kaufen wird/will.

So ein Verkauf beschäftigt viele Behörden und nicht zuletzt auch die betroffene Gemeinde.

Was genau ist also wirklich versucht worden und warum haben die „Anstrengungen“ der Behörden nichts gefruchtet?

Wurde versucht, sich ein Vorkaufsrecht zu sichern? Wenn das so war, woran ist es gescheitert?

Wurde Hilfe gesucht z.B. beim Beauftragten für Immobiliengeschäfte mit rechtsextremistischem Hintergrund des Ministerium für Inneres, Sport und Integration oder bei anderen Kommunen, die ein ähnliches Problem haben / hatten?

Und warum wurde das, wenn es so war, nicht öffentlich kommuniziert und damit ein umfangreicher Bürgerprotest initiiert

Warum müssen wir erst aus der Zeitung erfahren, dass alles schon gelaufen ist und mit den lapidaren Worten „dass es irgendwann einen Eigentümerwechsel geben wird, war anzunehmen“ (O-Ton Günter Berg in der CZ vom 22.6.19) abgespeist werden?.

Ist den beteiligten Entscheidungsträgern eigentlich klar, was dieser Verkauf bedeutet?

Die NPD braucht einen „sicheren“ Veranstaltungsort, sucht schon seit langem und ist endlich fündig geworden.

Neben den bisherigen Brauchtumsfeiern und quasi „Vernetzungstagungen“, kann jetzt ohne größere Vorankündigung oder Anmeldung jederzeit alles Mögliche durchgezogen werden.

Einer legitimierten Indoktrination steht mit diesem Immobilienerwerb nichts mehr im Weg.

Vor Jahrzehnten haben viele von uns  gegen das Schulungszentrum der Nazis in Hetendorf 13 gekämpft. Teilweise haben wir dafür erhebliche persönliche Risiken auf uns genommen. Doch der Erfolg gab uns Recht. 

Hetendorf 13 ist Geschichte.

Wir haben jeden Tag vor dem von der Kameradschaft 73 besetzten Hotel Gerhus in Gerdehaus gestanden, um dort eine Schulungszentrum der NPD zu verhindern. Auch das konnte dort verhindert werden.

Und jetzt der Hof Nahtz.

Für uns als „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“ , dass sich seit nunmehr 10 Jahren an diesen Nazitreffen auf dem Hof abarbeitet eine Horrorvorstellung.

Schlimm genug, dass es den Nazis so leicht gemacht wurde und wird! 

Übel, dass die politischen Entscheidungsträger immer noch nicht begriffen haben, dass nur ein breiter Bürgerprotest Erfolge gegen Nazis möglich machen kann! 

Der Verkauf hätte doch mindestens behindert werden können, wenn die anstehenden Verhandlungen öffentlich gemacht worden wären.

Oder muss die Präsenz von Nazis jedweder Couleur als „schicksalhaftes“ Ereignis hingenommen werden, nach dem Motto: die Gesellschaft rückt sowieso nach rechts, da spielen ein paar Nazis mehr auf dem ehemaligen Nahtz-Hof kaum eine Rollle?

So ist der angerichtet Schaden durch diese „klammheimliche“  Verkaufsaktion beträchtlich, auch für die Gemeinde Eschede

Wir als „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“  fordern daher die zuständigen Behördenvertreter auf, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass auf dem Hof Nahtz keinUmbau zu einem Schulungszentrum stattfinden kann und den „Neubesitzern“ die Nutzung ihre Immobilienerwerbs  so schwer wie möglich gemacht wird 

Für Eschede  sollte ein Zeichen gesetzt werden:  für ein solidarisches „Aufstehen gegen Rechts“!

Gelegenheit für Bürgermeister, Kreistag und Herrn Wiswe endlich öffentlich aktiv zu werden und dieses Fiasko zu erklären.