Protest gegen die Besetzung des Landhotels Gerhus

Inhaltsverzeichnis

  • Macht dem braunen Spuk doch endlich ein Ende!
  • Nicht wollen reicht nicht!
  • Rechtsextremismus ist Gift für unser Land

Macht dem braunen Spuk doch endlich ein Ende!

Für die Mahnwache in Fassberg/Gerdehaus:
Anna K. Jander und Klaus Jordan


Seit nunmehr 18 Tagen halten Neonazis das ehemalige Hotel Gerhus in Fassberg / Gerdehaus besetzt. Mit Schwarz-Weiß-Roter Beflaggung und Parolen zum „nationalen Widerstand“ demonstriert die Riegerkamarilla Sturm 73 aus Celle ungeniert ihre nationalsozialistische Hassgesinnung.

Nach Ausschöpfung der allermeisten Rechtsmittel steht mit dem heutigen Verhandlungsbeginn, um 9.30 Uhr, der Tatbestand der illegalen Besetzung auf dem juristischen Prüfstand. - Oder auch nicht!

Im Sperrfeuer der juristisch mit allen Tricks arbeitenden Gegenseite verstrickt sich der Rechtsstaat fast ohnmächtig in seiner eigenen Rechtsstaatlichkeit.

Betroffene Bürger, direkte Anwohner und die örtlichen politischen Repräsentanten registrieren empört und entsetzt die Häme und den Spott der Nazis, die mit jedem Tag der „geduldeten“ Besetzung einen weiteren Sieg über das verhasste System, die Lügenpresse und den senilen „Gutmenschen“ auf „ihrem“ Grundstück feiern.

Ein Schulungs- und Ausbildungszentrum soll hier entstehen.

25 km Luftlinie vom ehemaligen KZ Bergen-Belsen entfernt möchte die „Nazi-Intelligenzia“ ihre geistigen und körperlichen „Sturmtruppen“ fit machen in Sachen: Hass, Gewissenlosigkeit, Rassismus und Gewalt.

Ein Affront gegen jegliche Form zivilisatorischer Menschheitsentwicklung und eine Schande für unsere Region findet der Teil der Bürger, die sich vom Auftreten der Nazis nicht einschüchtern lassen und seit 9 Tagen mit einer Mahnwache von 12.00 bis 13.00 Uhr täglich vor dem Landhaus Gerhus ihrer Abscheu und strikten Ablehnung Ausdruck verleihen.

Von anfänglich 12 Teilnehmern bis hin zu 300 Personen am Sonntag wollen die engagierten Teilnehmer ein Zeichen setzen, den Widerstand gegen diese „Heimlösung“ aufzunehmen und in und für jede Öffentlichkeit zu demonstrieren:

Wir wollen diese neuen und alten Nazigesinnungsgenossen nicht hier und natürlich auch nicht anderswo.

Die Gerichtsverhandlung am heutigen Tag im Landgericht sollte eigentlich einen vorläufigen Schlussstrich unter das trübe Kapitel „Nazis besetzen Gerhus“ ziehen.
Dabei hoffen wir zwar auf ein für uns und unsere Region positives Urteil, vertrauen aber auch im ablehnenden oder aufschiebenden Falle auf unsere eigenen Kräfte und rufen allen besorgten Bürgern zu:

Schaut nicht weg, informiert Euch und helft uns, diesen Leuten eine entschiedene Abfuhr zu erteilen.

Nicht wollen reicht nicht!

Leserbrief an die regionalen Zeitungen
von Klaus Jordan, Anna K. Jander, Lasse Jordan, Katharina Tegt.


Das Entsetzen ist Partei übergreifend. 
Die Politik fühlt sich „kalt erwischt“.
Hektische Suche nach den rechtlichen Mitten, die jetzt „ausgeschöpft werden“ müssen. Da fragt sich der bestürzte Bürger: „Welche rechtlichen Mittel denn um Himmelswillen und warum erst jetzt?“ Das Vorverkaufsrecht der Gemeinde Fassberg etwa und was, wenn das scheitert? Oder vielleicht mal die Finanzverhältnisse dieses brandstiftenden Biedermanns durchleuchten - und dann?

Kurze Erinnerung: Das damalige „Schulungszentrum“ in Hetendorf existierte auch unbehelligt durch juristische und finanzpolitische Verhinderungsstrategien mehrere Jahre. Zu Fall gebracht wurde dieses – und man muss es noch einmal mit allem Nachdruck ins Gedächtnis rufen – paramilitärische Ausbildungslager letztendlich durch den kontinuierlichen Protest und die massive Präsenz einer Vielzahl empörter und mutiger Bürger, die sich nicht gescheut hatten, Kopf und Kragen zu riskieren mit ihrem öffentlich ausgetragenen Widerstand. Viele gerade unter den Jugendlichen von damals fühlten sich dabei von den offiziellen Stellen im Stich gelassen und mussten sich allein mit den offen brutal agierenden Mitgliedern dieser braunen Kamarilla – oft genug im wahrsten Sinne des Wortes - herumschlagen.
 
Und was soll nun heute passieren, angesichts eines weiteren Versuchs, das gescheiterte Projekt „Hetendorf“ im Gasthof „Gerhus“ zu neuem Leben zu erwecken?
 
Vorrausehbar ist, dass die oben genannten Mittel nicht ausreichen werden. Zumindest nicht ohne die Begleitung eines empörten öffentlichen Protestes. Nachhaltig muss also zum Ausdruck gebracht werden, dass eine betroffene Bevölkerung diese „Nachbarschaft“ unter keinen Umständen dulden wird. Dabei kann diese artikulierte Ablehnung nicht auf den Schultern der sowieso immer schon seit Jahren unverzagt agierenden Antifa liegen bleiben, sondern aufgefordert sind: die Parteien und Verbände, alle Honoratioren und andere Vertreter des öffentlichen Lebens.
 
Und am wichtigsten: jeder einzelne auf seine Art, mit seinen Mitteln und seinem Vermögen teil zu nehmen am entschlossenen Widerstand gegen diese Machenschaften. Und das eindeutig, einfallsreich und möglichst schnell.

Rechtsextremismus ist Gift für unser Land.

Ansprache von Wilfried Manneke vor dem besetzen  "Landhotel Gerhus".

 

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter!

 

Wir stellen uns einer Bewegung in den Weg, die keinen Hehl aus ihrer Begeisterung für den Nationalsozialismus macht. Deshalb wollen wir den heutigen Nazis weder in unserer Region noch sonst wo Raum lassen.

 

Die Nazis haben über sechs Millionen Menschen in Konzentrationslagern ermordet. Sie haben Europa und die Welt mit einem Krieg überzogen, der Millionen Menschen das Leben kostete – auf den Schlachtfeldern in Luftschutzbunker oder in den Gefängnissen der Gestapo. Unser Land trägt noch heute die Narben der Nazi-Diktatur und ihrer unbeschreiblichen Verbrechen. Es gibt kaum eine Familie hier in Unterlüß, Eschede, Fassberg oder sonst wo in Deutschland, die keine Opfer aus dieser Zeit zu beklagen hat.

 

Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 waren die ersten Häftlinge der neu eingerichteten Konzentrationslager Gewerkschaftsmitglieder, Kommunisten und Sozialdemokraten. Sie wurden durch Inhaftierung, Misshandlung oder Einschüchterung von jedem Widerstand abgehalten.

 

Obwohl die heutigen Nazis diese Geschichte kennen, verherrlichen sie den Nationalsozialismus. Wie damals pflegen sie den Aufbau von Schlägertrupps, die sie Kameradschaften nennen. Sie ziehen grölend durch unsere Städte. Sie verprügeln Menschen, die sie als Ausländer betrachten. Sie haben Menschen aus fahrenden Zügen geworfen und Obdachlose umgebracht.

 

Seit der Wiedervereinigung 1990 wurden in Deutschland mindestens 143 Menschen von Rechtsextremen umgebracht. Die Opfer waren hauptsächlich Migranten, Obdachlose und Linke. Sie wurden von Schlägern der extremen Rechten zu Tode geprügelt, erschlagen oder verbrannt. Im benachbarten Eschede wurde Peter Deutschmann vor elf Jahren von zwei Neonazis erschlagen.

 

In Niedersachsen suchen die Neo-Nazis schon seit langem nach einem passenden Gebäude, das sie als Schulungszentrum nutzen können. Sie wollen dort ihre Ideologie an Menschen weitergeben, die dafür empfänglich sind. So sammeln sie die Entmutigten und Perspektivlosen. Sie versprechen ihnen Arbeitsplätze und eine schützende Gemeinschaft. Und sie haben damit Erfolg, besonders dort, wo Jugendliche um ihren Arbeitsplatz bangen oder für Hungerlöhne schuften müssen. Ihnen versprechen die heutigen Nazis einfache Lösungen, z. B. indem sie fordern: „Ausländer raus!“

 

Diese Forderung ist aber keine Lösung für die wirklichen Probleme unseres Landes. Diese Forderung ist nichts anderes als eine menschenverachtende Kampfansage. Deshalb müssen wir ihre Angriffe abwehren – in den Parlamenten, auf den Straßen, in den Schulen, Betrieben und Kasernen. Die Rechtsextremen gewinnen, wenn wir ihnen tatenlos zusehen. Sie gewinnen, wenn wir uns nur empört abwenden, statt ihnen entgegenzutreten.

 

Nehmen auch Sie an den Protesten gegen Rechtsextremismus teil. Helfen Sie mit, Mitbürger darüber aufzuklären, welch eine politische und auch existenzielle Gefahr für uns vom Rechtsextremismus ausgeht. Und vergessen Sie nicht: Im benachbarten Hetendorf hat der Protest bewirkt, dass Riegers Neo-Nazi-Zentrum letztlich doch geschlossen werden musste. Lassen Sie uns also erneut die rote Karte ziehen gegen Extremismus, Antisemitismus und Rassismus.

 

Ich nehme an Protesten gegen Rechts teil, weil Rechtsextremismus wesentlich aus zwei Elementen besteht: Rassismus und Gewalt. Beides gilt es zu verhindern. Beides widerspricht unserem christlichen Verständnis vom Umgang miteinander. Beides widerspricht auch unserem Grundsatz, dass Gott der Schöpfer aller Menschen ist, unabhängig von Hautfarbe, Religion oder kulturellem Hintergrund.

 

Ich schließe mit Worten von Pastor Martin Niemöller. Er war Theologe und ein führender Vertreter der Bekennenden Kirche. Wegen seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus haben die Nazis ihn 1937 verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gesteckt. Dort wurde er bis Kriegsende 1945 festgehalten. Nach seiner Befreiung schrieb er:

 

  • "Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
  • Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
  • Als sie die Sozialisten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialist.
  • Als sie die Juden einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
  • Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."