Redebeitrag von Klaus Jordan am 24. Juni 2017
Demo gegen die rechtsextreme Sommer-Sonnwendfeier auf dem Hof Nahtz in Eschede
Ich möchte gern die unsägliche Leit-Kulturdebatte ersetzen – eine Debatte, in der man sich schulterklopfend darüber verständigt, wie man am besten seinen Gartenzwerg vor den heranrückenden Vandalen schützen kann. - ersetzen durch eine:
Es-tut-mir leid Debatte:
Weil ich glaube, dass es außerhalb irgendwelcher Ideologischen Verrenkungen ein ganz bestimmtes Grundgerüst an Befindlichkeit geben muss, um in einer Diskussion über Flüchtlinge und ihre „Daseinsberechtigung“ Stellung zu beziehen:
Darum möchte ich allen Flüchtlingen, allen Gestrandeten, unterwegs Verschollenen und den unzähligen Hinterbliebenen ein paar Worte sagen:
Es tut mir leid, dass ich unser Wohlleben nicht mit euch teilen kann.
Es tut mir leid, dass ich/wir es nicht schaffen, legale Wege der Einreise zu schaffen.
Es tut mir leid, dass wir für unseren Wohlstand eure Rohstoffe ausplündern, eure Meere leerfischen und eure korrupten Machthaber unterstützen.
Es tut mir leid, dass wir euren Bauern die Geschäftsgrundlage entziehen, indem wir eure Märkte mit unseren billigeren Waren überfluten.
Es tut mir leid, dass unser Energiehunger auch euer Klima unlebbarer macht.
Es tut mir leid, dass wir eure Länder mit unserem Müll vergiften und für unseren Speiseplan eure natürliche Infrastruktur zerstören.
Es tut mir leid, dass wir euch als willige Arbeitssklaven missbrauchen.
Und es tut mir unendlich leid, dass wir es nicht schaffen, die Kriege eurer Herrschaftseliten und Stellvertreter zu beenden oder gar nicht erst zustande kommen lassen, stattdessen mit unseren Waffenexporten zusätzlich anheizen.
Es tut mir leid, dass unsere Geschichte euch immer nur als manipulierbare Randerscheinungen gesehen hat.
Es tut mir leid, dass ihr euch an irgendein mafiöses Netzwerk ausliefern und verkaufen müsst, um überhaupt eine Lebens- und Überlebenschance zu haben.
Und es tut mir leid, dass ihr als Menschen gar nicht mehr war genommen werdet und lediglich als bürokratisch optimierbares Sicherheitsrisiko einem Abschottungsgesetz nach dem anderen ausgesetzt werdet.
Und sehr, sehr leid tut es mir, dass wir all den Menschen, die euch ausbeuten, misshandeln, dem Tod ausliefern oder schlichtweg nur ignorieren nicht kräftig auf die Finger hauen können und zusammen so etwas wie einen solidarischen Umgang miteinander versuchen; gleichberechtigt, menschlich mitfühlend. Danke, bis in zwei Wochen in Hamburg.
Ansprache von Klaus Jordan am 17. Dezember 2016
Demo gegen die rechtsextreme Winter-Sonnwendfeier auf dem Hof Nahtz in Eschede
Kommt es mir so vor, oder stehen wir mit dem Rücken zur Wand.
Überall passiert das, wovor wir immer gewarnt haben. Der Hass aufs Ausländische wird salonfähig, deutsche Tugenden werden beschworen, die Diffamierung wird zur akzeptierten Regelmäßigkeit, das Nationale zum ausschließenden Pathos.
Ich muss zugeben, dass unsere Einschätzung, dass die Nazis ihr Gedankengut in irgendeiner beschworenen Mitte verankern könnten, falsch war. Dieses Gedankengut musste nicht erst dorthin transportiert werden, es war schon da. Es fehlten nur die eloquenten Anstachler und Aufhetzer.
Jetzt sind sie da, verkünden lauthals ihre Angriffslinien – Merkel – Lügenpresse – die da oben - als pawlowsches Reiz-Reaktionsthema. Doch dahinter verbirgt sich viel mehr:
Hetze gegen alles Kosmopolitische, die absurde Vorstellung einer nationalen Wirtschaft, welche ihre Gewinne dem deutschen Volke zu Gute kommen lassen; die Schuldzuweisungen an Schwache, genauso wie die Verdammung all derjenigen, die außerhalb ihrer biedersinnigen patriarchalischen Familiengrenzen leben wollen und leben.
Überhaupt haben diese Menschen es mit den Grenzen:
Grenzen gegen Migranten, Grenzen gegen Querdenker , Grenzen natürlich gegen Linke. sgn. 68er; Grenzen gegen Freizügiges, Vielfältiges, Forderndes; Grenzen für die eigene Gartenzwergkultur mit den Zaunpfählen Hass, Geschichtslosigkeit, Ressentiments, Intoleranz und Kleingeistigkeit, resistent gegen Wahrheiten, nur aufmüpfig im Rudel und lenkbar bis zur Bewusstlosigkeit.
Ob Pegida, AfD oder Brexit, Trump, Kascinski oder Le Pen. Die Führungsriege für Volksverdummung und Kulturbarbarei steht Gewehr bei Fuß. Sie lassen die Muskeln spielen und die Massen tanzen. Sie bündeln den Zorn über Ungerechtigkeiten, soziale Spannungen und die hemmungslose Gier der Machteliten in dem Versprechen, die unerwünschten Ausländer draußen zu belassen und im eigenen Land erstmal ordentlich auf zu räumen. Die entfesselten Kräfte der Globalisierung sollen wieder unter nationalstaatliche Kontrolle gebracht werden, der propagierte Eigennutz wird zum Schutzpanzer gegen alle Unbillen der gesellschaftlichen Realität.
Der Staat dafür muss natürlich erst geschaffen werden, irgendwer muss ja schließlich Mauer, Abschottung und rigide Auslese garantieren. Erstmal aber das reicht schon, um all die politischen Kräfte in Zugzwang zu bringen, die bisher den Alleinvertretungsanspruch fürs „Ohr am Volk“ für sich zu reklamieren.
In einem hektischen Aktivismus hagelt es Verordnungen und Gesetze, vorher anrüchige Staaten werden zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Geld wird locker gemacht, um Länder zu bestechen, oder die Grenzanlagen zu verbessern, Geld gibt es auch für schnellere Abschiebungen, Geld um im Schnellverfahren Abfertigungspersonal auszubilden. Die Flüchtlinge sind erstmal aus den Schlagzeilen verschwunden außer sie werden kriminell, Zahlen wandern hin und her, Lager werden geschaffen, und und und.
Ein paar fügen sich ein in das Korsett der leitkultursalbadernder Integrationsbemühungen, der große Rest wird wie Abfall behandelt, außerhalb jeder Gesetzlichkeit stehend, bar jeder Individualität.- Menschen ohne Identität und ohne Eigenschaften.
Und wir? Frei nach Carl Schmitt, dem Vordenker aller Nationalisten. Wir sind wieder, wer wir sind, weil wir einen gemeinsamen Feind haben.
Da kommt einem doch die Galle hoch und bei mir verfestigt sich die Meinung, dass man dem „Wut und Blutbürger“ nicht diskursiv die ach gott o gott Angst nehmen, sondern im und seinen Spießgesellen gepflegt vors Knie treten sollte.
Demo gegen rechtsextreme Sonnwendfeier am 21. Juni 2014.
Ansprache von Klaus Jordan:
Ein paar persönliche Bemerkungen zu einem hässlichen Thema:
Die Hauptparolen der Nazis sind jetzt endgültig in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Hetzparolen gegen Ausländer und die Angst vor der „Überfremdung“ sind anerkannter Mainstream geworden.
Hier ein paar wahllos herausgegriffene Schlagzeilen:
80% der Deutschen lehnen Asylbewerber ab.
In Schneeberg/Sachsen verbindet sich brauner Mob mit „besorgten“ Bürgern gegen eine Unterkunft für Flüchtlinge.
Die Bildzeitung rechnet vor, was Hartz4 Empfänger unter den Asylanten so alles abkassieren (2,1 Milliarden).
Die völkische Bewertung oder genauer Abwertung von Menschen nach ihrer biologischen, ethnischen oder geschlechtlichen Herkunft tönt aus allen Ecken,
ob bei den Sarrazinen oder Katzenromanschreibern, ob bei Frau le Pen oder Teilen der CSU.
Ob beim Nachdenken über Verschärfungen des Asylgesetzes oder bei den sogenannten Rückführungen wegen Nichtgefährdung im Heimatland.
Der Feind unserer Zivilisation und unseres Wohlstandes steht vor den Toren unserer westlichen Staaten und fordert, - ja was eigentlich?
Teilhabe? Ein Stück von unserem Sozialkuchen? Omas Häuschen? Unseren Zweitwagen? Möglicherweise sogar eine Unterkunft direkt in der Nachbarschaft?
Noch eine Meldung aus dem neusten Rasisstenkabinett:
Die EU ist sich einig.
Donnerwetter denkt der ob all dem streitsüchtigen Gehader um Posten europamüde Bürger: „Was bringt denn in der EU alle so schnell zum Einigen?“
Etwa der entschlossene Kampf gegen die 50% Jugendarbeitslosigkeit,oder die Verarmung ganzer Bevölkerungsgruppen?
Soll endlich Schluss gemacht werden mit dem Gegeneinanderausspielen von guten und schlechten Nationen? Hier die fleißigen Deutschen und da die faulen Griechen?
Geht es dem Demokratieabbau in Ungarn oder anderswo an den Kragen oder den Misshandlungen von Flüchtlingen an europäischen Grenzen?
Nichts von alledem!
Zentrales Thema ist die Einigkeit im Kampf gegen den Sozialmissbrauch, die Einschränkung der Freizügigkeit und das Setzen von Standards an die sich jeder Eindringling zu halten hat:
Kapital, Verwertbarkeit und Leistungsbereitschaft.
Dabei beglücken wir doch schon die anderen Länder mit unseren Wirtschaftsmodellen, fordern ein und bestimmen, schöpfen ab, was es zu gewinnen gibt: Handelsmärkte, Ressourcen, Arbeitskräfte:
Wer nichts taugt, wird retour geschickt oder besser gleich den Ursprungsländern überlassen.
Wer zu uns will muss brauchbar sein und Flüchtlinge sind nun mal in erster Linie keine Menschen sondern ein Kostenfaktor.
Dublin, Frontec, Zäune, Mauern, Grenzen, verschärfte Asylbedingungen, Hetze, Ausgrenzung, Paranoia, die Klaviatur der Abschottung hat viele Töne.
Wer es trotzdem bis zu uns schafft wird einer gnadenlosen Behördenmühle ausgesetzt, darf sich mit den Abzockern auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt herumschlagen und einem zur Gewalttätigkeit neigenden Mob, gern auch bei Besserverdienenden.
Um das Flüchtlingsleid und den Stress in einem fremden Land in einer fremden Kultur herum hat sich ein Rattenschwanz von Leuten organisiert, die mit diesem Elend gute Geschäfte machen.
Denn auch das wird gern vergessen im großen Gezeter um den Angriff auf unsere Fleischtöpfe.
Mit Flüchtlingen lässt sich wohlfeil Geld machen!
Schlepper verdienen, Bootsbesitzer, bestechliche Beamte und korrupte Politiker. Rechtsanwälte, die Verfahrenswege begleiten und vorab bar cash kassieren, Wohnungsbesitzer vermieten Schrottimmobilien zu horrenden Preisen, Unternehmer nutzen die Zwangssituationen und vernutzen Arbeitskräfte mit minimalen Stundenlöhnen und nicht zuletzt all die Schikanen offiziell kriminellen Marodeure beim gnadenlosen Ausnutzen hilfloser Flüchtlingsschicksale.
EU-Ausländer, Wirtschaftsflüchtlinge, Kriegsflüchtlinge, Armutsflüchtlinge, Asylsuchende, befristet Geduldete und langfristig Geduldete. Solche mit zwei Pässen und solche ohne irgendein Legitimationspapier.
Alle tummeln sich bei uns, lassen sich durch die Mühlen einer Bürokratie zerschreddern, bis sie aufgeben, durchgebissen haben oder ihr Heil in einem anderen Land suchen.
Eins ist aber allen gemeinsam:
Diese Menschen sind allein, sie haben keinerlei Alltag, nichts in ihrer Umgebung ist normal, bekannt oder mit dem Gewohnten und Gelernten zu bewältigen.
Sie haben ihre Familien verlassen, Freund- und Liebschaften aufgegeben, die Sicherheiten dörflicher und kommunitärer Gemeinschaften.
Sie haben keine Perspektive, keine Zukunft, keine Rechtssicherheit, keine Lobby, keine Vertreter.
Sie werden wie eine Flipperkugel durch Europa und die Welt geschossen in ihrer Begleitung: Todesangst, Not und Verzweiflung.
Flüchten die einen vor einem Krieg, den sie nicht zu verantworten haben, schlagen sich andere mit den Ersparnissen eines ganzen Dorfes durch halbe Kontinente anstatt zu hause zu bleiben und darum zu konkurrieren, für einen Euro 12 Stunden am Tag Klamotten zu nähen.
Sie hören und glauben einer Schleppermafia oder anderen Glaubensapostel und haben eigentlich keine Wahl. Oft über Jahre unterwegs, getrennt von Familie, Klan oder Stamm führen sie:
Ja, was eigentlich für ein Leben?
Foto zeigt Anna Jander und Klaus Jordan
Eins in Saus und Braus wegen unserer üppigen Sozialleistungen, harmonisch eigegliedert in unsere offenherzige Gesellschaft, losgelöst von ihren Erinnerungen, den Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden.
Wie kommen diese Menschen klar mit dem Hass, der ihnen entgegenschlägt.
Einem Hass auf diejenigen, die sich angeblich einen lauen Lenz auf Kosten der schwer arbeitenden Anderen machen wollen?
Wie gehen sie um mit Empathielosigkeit, einer bornierten Gartenzwergsaumseligkeit, Leistungsfetischismus oder anpasserischem Duckmäusertum?
Was nehmen sie mit, wenn sie abgeschoben werden, in die Illegalität abgedrängt werden, recht- und schutzlos ausgeplündert?
Wenn sie nicht vorher ertrinken, verschwinden, aufgeben.
Nochmals:
Flüchtlinge sind keine Menschen, sondern ein Kostenfaktor.
Und im internationalen Ranking der Sozialbetrüger und Asylmissbraucher führen eindeutig die Roma, seitdem die türkischstämmige Klientel zunehmend im bürgerlichen Mittelstand verschwindet und die Juden als ehemals klassische Sündenböcke für alles, allenfalls noch für die große Weltverschwörung taugen.
Diese Roma kosten uns eine ganze Menge, so um die 5 € mindestens … im Jahr, vielleicht aber auch mehr.
Und als ob das noch nicht reicht, wohnen sie auch noch bei uns, - na ja nicht direkt bei uns sondern mehr außerhalb oder da wo man auch sonst nicht so genau hinschaut. Aber sie sind überall zu sehen, als Bettler oder Autoscheibenputzer, angeblich schicken sie auch ihre Töchter auf den Strich und klauen tun sowieso alle.
Und die trennen noch nicht mal ihren Müll, was aber Quatsch ist, da die meisten zuhause sowieso auf eine Müllkippe leben und jeden Tag denselben auf Brauchbarkeit untersuchen –essbar oder verkaufbar.
Da glauben wir doch lieber den Versicherungen der beitrittswilligen Staaten, die in den Genuss von EU-Förder-und Hilfsprogrammen kommen wollen und die Menschenrechte ihrer ungeliebten Landsleute gern für diese verkaufen;
bleibt doch beim verwaltungsmäßigen Bearbeiten dieser Hilfstöpfe das meiste bei denen hängen die schon ausreichend versorgt sind. Und Kontrollen gibt es sowieso nicht, von wegen „Eingriff in die Souveränität des Staates.“
Ach liebe Leute!
Diese Menschen - genannt Asylanten oder Flüchtlinge oder Ausländer oder Zigeuner oder kurz die Fremden – sind auf uns angewiesen; auf unsere Mitmenschlichkeit, auf unser Mitgefühl, unsere Solidarität und ja auch auf unsere finanzielle Unterstützung. Im Privaten genauso wie im allgemein Politischen.
Unser Asylgesetz aber dient eher der Abschreckung, nicht der Hilfe oder Unterstützung. Der Rückhalt in der Bevölkerung ist von Gleichgültigkeit, Egoismus und Feindseligkeit geprägt. Die behördliche Praxis oft genug eine menschliche Katastrophe.
Ich bin es mittlerweile leid, immer diese Verschwörungsgeschichten zu hören, die besorgten Erklärungsmuster, die Relativierungen und Statistikjonglierereien, die schönen Worte und die falschen Zahlen.
Wenn ein Abkommen mit den Balkanstaaten getroffen wird über die sofortige Rückführbarkeit all ihrer geflüchteten Bürger wegen erwiesener Nichtgefährdung frag ich mich wo diese bürokratischen Heckenschützen eigentlich leben.
Seit Jahrhunderten werden in diesen Ländern Roma verfolgt, gedemütigt ausgegrenzt, ermordet.
Glaubt etwa Herr de Maiziere, dass das angebliche Versprechen auf wohlwollende Eingliederung auch auf die zurückdeportierten Roma zutrifft?
Wenn die EU-Staaten in ihren sgn. Assoziierungsabkommen weniger die Sorgen der Wirtschaft und der jeweiligen Machteliten berücksichtigen würde und dafür mehr das Wohlergehen derjenigen, die keine Stimme haben und keine trommelnden Verbandsvertreter, wäre schon ein bisschen gewonnen.
Aber einem Orban auf die Füße zu treten oder gar die neuen Potentaten in der Ukraine zu vergrällen, könnte ja unangenehme Folgen haben. Vielleicht kaufen die dann keine Leos mehr oder diese netten gepanzerten Aufstandsbekämpfungswagen und unser Unterlüß wird zum nächsten Krisengebiet.
Nichts mehr mit dem Rheinmetallslogan:
Unser Brot ist euer Tod!
Da möge doch der liebe Gott, das internationale Kapital und unser gesundes Volksempfinden dagegen stehen.
Abschiebung aber heißt:
Weg und vergessen. - Aus den Augen, aus dem Sinn.
So lasst uns ruhig alle Grenzen dichtmachen!
Sortieren wir schon vor unseren Toren aus, was brauchbar ist und was nicht.
Wenn wir dann erfolgreich alle abgewehrt haben, die unseren Wohlstand auffressen wollen, dann können wir uns daran machen, im eigenen Land aufzuräumen.
Die leistungsunwilligen kommen in den Arbeitsdienst, die Obdachlosen, Bettler und Behinderten ins Lager und dem Rest wird kollektiver Siegestaumel verabreicht.
Das hatten wir schon mal und man nennt das Faschismus.
Da lobe ich mir doch die etwas altertümlichen Worte einer älteren Dame:
„Behaltet, o alte Lande, euren sagenumwobenen Prunk“, ruft sie
Mit stummen Lippen. „Gebt mir eure Müden, eure Armen,
Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren,
Den elenden Unrat eurer gedrängten Küsten;
Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen,
Hoch halt' ich mein Licht am gold’nen Tore!“
Emma Lazarus 1883
(Das ganze Gedicht ziert den Innenraum der Freiheitsstatue in New York)
Klaus Jordan, 29. September 2012
Demo gegen "braunes" Erntefest
auf dem Hof Nahtz in Eschede.
Hallo Ihr Lieben, hallo Freunde und Mitstreiter, hallo und willkommen zu einem neuen Familientreffen.
Frei nach Loriot könnte man angesichts unserer kleinen Marschformation sagen: Ja, wo laufen sie denn? Ja, wohin laufen sie denn? Ja wohin laufen wir eigentlich?
Zum wiederholten Mal stehen wir in gebührendem Abstand zur Kreuzung über die die teilnehmenden Nazis zu ihrer sgn. Erntefeier abbiegen müssen.
Zum wiederholten Mal haben wir Flugblätter gedruckt, die Medien informiert und unsere Netzwerköffentlichkeit mobilisiert.
Zum wiederholten Mal haben wir unsere Demo angemeldet, das Prozedere beim Ordnungsamt über uns ergehen lassen müssen und uns brav den Auflagen gebeugt.
Die Escheder Bürger haben sich mittlerweile wohl an uns gewöhnt, so wie man sich an eine unvermeidlich auftauchende Erkältungsgrippe gewöhnt hat. Dem Ruf des Ortes schaden wir nicht mehr, die Antifa ist auch vergrault und irgendwie erfüllt unser periodisches Auftauchen den notwendigen Anschein an bürgerlichem Engagement, frei nach dem Motto:
Die Nazis da hinten bei dem Nahtz haben uns zwar noch nie weiter gestört, aber wenn es dann sein muss, dann sollen doch die Hanseln von der „Gutmenschenfraktion“ ihren Auftritt haben. Die drei Stunden Straßensperrung dreimal im Jahr als notwendiges Übel lässt sich dann auch verschmerzen. Ansonsten überlässt man es dem Escheder Arbeitskreis und unserem Netzwerk, das „gute Gewissen“ zu repräsentieren, der ritualisierte Spaziergang zum Finkenberg etabliert sich als lockeres Treffen der ewig Gleichen. Mal mehr, mal weniger. Der Form ist genüge getan und keinem tut es mehr weh: Genau! Es tut keinem mehr weh!
Die Nazis lachen sich tot über unseren unverzagten Auftritt, wenn sie ihn überhaupt wahrnehmen. Die Polizei fühlt sich als beschützende Ordnungsmacht, die offizielle Politik lässt uns an der kurzen Leine ein bisschen Protest zelebrieren, immerhin haben wir es ja geschafft, uns innerhalb von vier Jahren von „ganz weit hinten in Eschede“ bis immerhin „ziemlich weit in die Nähe der Kreuzung“ vor zu kämpfen. Doch dem eigentlichen Ziel sind wir keinen Schritt näher gekommen.
Wir wollen die Kreuzung. Wir wollen, dass die Nazis wenigstens für einen begrenzten Zeitraum aufgehalten werden. Wir wollen natürlich mehr, nämlich ein Ende der Treffen auf Hof Nahtz.
Wir wollen, dass Nazitreffen, die sich hinter Brauchtumsfeiern verstecken, als das gesehen was sie sind: Vernetzungstreffen, Treffen um den Nachwuchs ans „Kameradschaftsleben“ zu gewöhnen, Treffen um die eigenen Orientierungen zu diskutieren und Aktionen zu planen.
Man kann zwar Teilorganisationen, wie jetzt bei „besseres Hannover“ verbieten, aber die eigentliche innere Aufrüstung findet an Orten, wie dem Hof Nahtz statt. Will man also Nazis wirklich in ihren Entfaltungsmöglichkeiten hindern, muss man ihre Kommunikation stören, ihre Aufmarschrouten blockieren und ihre Freiräume einengen. Natürlich auch Aufklärung betreiben, Geschichtsbewußtsein stärken, Mitmenschlichkeit beleben, andere Solidargemeinschaften vorleben.
Um zum wiederholten Mal klarzumachen, worum es in dieser Auseinandersetzung geht: Nazis sind nicht nur die radikale Macherspitze dumpfbackiger Spießerträume, sozusagen die hässliche Fratze kleinbürgerlicher Ohnmacht. Dumm und überflüssig, verständnislos und egomanisch. Sie sind gefährlich, weil sie den „neidvollen“ Mainstream bedienen können, populistische Welt- und Geschichtsbilder zementieren,
weil sie einfache Lösungen für komplexe Themen haben,
weil sie „kleine“ Leute größer machen, weil sie „niedere“ Instinkte adeln und zu empfehlenswerten Handlungsdirektiven erheben,
weil sie eine Art „vorgestriger Heimat“ vorspiegeln können.
Nazis stehen für die extreme Form des Populismus. Ihre Helden sind Mörder, Kriegsverbrecher und Psychopaten. Sie instrumentalisieren die „Volksseele“ mit Klischees, Vorurteilen und Lügen. Sie hassen alles, was sie nicht verstehen, ihnen zu hoch ist, Denken abverlangt. Ihre „Kultur“ ist sorgfältig selektiertes „Vorgestern“, propagandistische Verhöhnung und eigene Überhöhung, Sie ignorieren Wissenschaft und Geschichte, selektieren Informationen und Tatbestände,
fördern Rassismus, Sozialdarwinismus und Gewaltbereitschaft,
verherrlichen Hierarchien, Korpsgeist und Unterordnung,
verabscheuen Vielfalt, Offenheit und bürgerliche Freiheiten,
propagieren Führerprinzip und Ständegesellschaft, Rassenhygiene und Unterwerfung, teilen Leben auf in „wert“ und „unwert“.
Das muss doch reichen, um dagegen zu halten, überall und mit allen, die das nicht wollen! Nazis Platz für ihre Demonstrationen zu gewähren, bedeuten für sie Sieg und gelebter Zusammenhalt,. In ihren Aktionen verwirklichen sie ja auch ihr Gemeinschaftsgefühl, ihren Wertekanon, ihren emotionalen Rückhalt, kultivieren ihre Form des Anderssein.
Auch Nazis sind kein Mainstream. Auch Nazis haben Harmoniebedürfnisse, nur immer Struggle reicht auf Dauer nicht aus. Da muss schon der Friede im befestigten – nach außen abgeschotteten Lager – gepflegt und entwickelt werden. Musik und Party sind auch bei Rechtsradikalen eine feste Größe. Wenn dann in dieser Gemeinsamkeit so en passant die „rechte“ Denkweise untergejubelt wird, passt eigentlich alles für eine stramme Zukunftsentwicklung.
Diese Gesellschaft und dieser Staat müssen sich entscheiden auf welcher Seite sie in diesem Konfliktfall stehen und das heißt konkret, nicht den Nazis den Weg freimachen, sondern die Menschen zu unterstützen, die sich denen entgegenstellen. Und das sind heute und an dieser Stelle nun mal wir. Die letzten unverzagten Mahner und Aktiven, die manchmal Kopf und Kragen riskieren und nur Beachtung finden, wenn dann mal wieder die Hütte brennt und Nazitaten die Unzulänglichkeiten ordnungspolitischen Handelns massiv sichtbar machen.
Ich hoffe nicht, dass wir irgendwann als verspätete Heideguerilla mit einem Altersdurchschnitt von über 6o uns in irgendwelche klandestinen Abenteuer stürzen müssen oder im Guiness Buch der Rekorde auftauchen als älteste von der Polizei geräumte Straßenblockade. Ich möchte, dass unser Protest mal an der Stelle stattfindet, wo er auch Wirkung zeigt. Ich möchte, dass auch mal die Ordnungskräfte aktiv werden. Ich kann da nur mal empfehlen in den Archiven nachzuschauen, mit welchen Schikanen jahrzehntelang linke Aktivitäten verfolgt wurden. Ein paar Anregungen aus diesem Katalog würde bei den Nazitreffen einiges an Verwirrung stiften. Doch dazu bedarf es Einsichten über Ansichten, einen kritischen Blick in unsere Gesellschaft und ein wenig mehr an der so oft beschworenen Zivilcourage, nicht nur in Wahlkämpfen. Und man muss „Wollen“!
Doch, wie heißt es so schön! - Die Hoffnung stirbt zuletzt. Na ja. – Da schau‘n wir doch mal genauer hin!
Danke für eure Aufmerksamkeit.
Klaus Jordan, 17. Dezember 2012
Demo gegen "braunes" Erntefest
auf dem Hof Nahtz in Eschede.
Mein Name ist Klaus, ehemals Mahnwache Gerhus und Mitglied im „Netzwerk gegen Rechtsextremismus Südheide“.
Ich möchte als erstes alle üblichen Verdächtigen begrüßen, die immer zur Stelle sind, wenn es darum geht, Aktivitäten der rechtsradikalen Art entgegen zu treten. Ein herzliches Hallo an alle Freunde und Mitstreiter in den unterschiedlichsten Organisationen, den lokalen Bündnissen , Parteien oder der Antifa.
Ich begrüße alle Jungen und Alten und die in der Mitte und darüber hinaus alle neu dazugekommenen …die Vertreter der Landesregierung, des Innenministeriums und die Repräsentanten unseres Landkreises, besonders unseren Landrat, die Vertreter von FDP und Wählergemeinschaften, speziell auch Herrn Köhler, der hier einiges aus seiner Vergangenheit gut machen könnte, ebenso die Handwerksvertreter, Sportvereine und nicht zuletzt die heimlichen Zuhörer vom Verfassungsschutz, da es ja unter uns auch gefährliche Linksradikale geben soll.
Besonders möchte ich auch jene Eschedeer Bürger begrüßen, die sich seit der letzten Demo zum Erntedank getraut haben, ihre Meinung öffentlich auf die Straße zu tragen. Danke!
Auch der Polizei ein herzliches Willkommen, die sich wie immer in großer Zahl an unserem Protest beteiligt. Genug Grund hätten sie ja auch, angesichts der Opfer in den eigenen Reihen.
Ihr meint, irgendetwas stimmt hier doch nicht, viele der Benannten sind doch gar nicht hier! Richtig! Aber sie wären es bestimmt beinahe, schließlich war ihre öffentliche Betroffenheit angesichts eines Horrorszenarios von 10 Toten sicherlich echt. Aber fragt sich jemand, der seit Jahren unerschütterlich seinen Protest auf die Straße trägt und wenn auch nur mit 20 Leuten, wie weit reicht öffentliche Betroffenheit im Fernsehen oder anderen Medien?
Ist konkretes Eingreifen vor Ort nicht ein Gebot der Stunde?
Für Alle?
Ich sehe hier Leute von der SPD, den Grünen, Piraten und der Linken, auch der CDU, aber wo sind die anderen? Was muss geschehen, um in dem Protest und Widerstand gegen rechtsradikale Aktivitäten eine größtmögliche Unterstützung zu bekommen? Gerade hier vor Ort, in Eschede, mit einem eingeführten, langjährigen Nazitreffpunkt auf Hof Nahtz.
Genau hier ist nämlich so ein Ort, wo Nazis sich treffen, um sich aufzuputschen, sich zu vergewissern, Verabredungen treffen, Aktionen auszubaldowern, sich abzusprechen. Hier auf Hof Nahtz ist einer der Netzwerkknotenpunkte, in denen die Grundlogistik für Hass und Gewalt aufgebaut wird. Hier fand und findet der Schulterschluss von freien radikalen Kräften, wie den Kameradschaften, mit der NPD statt. Hier werden Absprachen getroffen und Aufgaben verteilt, Netzwerke geknüpft und Strategien besprochen. Hier wird aber auch das „Wohlfühlambiente“ geschaffen, welches auch Nazis brauchen um Kraft und Durchhaltewillen tanken zu können.
Wer die Hundertschaften von Konzertbesuchern im letzten Jahr gesehen hat, weiß , dass diese Szene auf solchen Treffen aufblüht. Gerade diese Konzertveranstaltungen sind Hassorgien vom Übelsten, hier wird der Militanz das Futter verabreicht, hier werden die nächsten Täterprofile geschaffen, hier rekrutiert sich der Nachwuchs.
Seit Jahren funktioniert das hier weitgehend ungestört. Auch wir haben daran nichts ändern können, nur immer mahnend den Finger gehoben, mal mehr mal weniger. Im Gegenteil: Als sich endlich in den letzten Jahren wirklich Menschen trafen, um dagegen an zu gehen, wurden sie mit Misstrauen beobachtet und verfolgt. Sie waren plötzlich die Störenfriede, nicht die Nazis. Und das obwohl schon 1999 auch hier ein rechtsradikales Todesopfer zu beklagen war – Peter Deutschmann.
Noch in diesem Jahr, auf einer der zentralen Nazidemos in Bad Nenndorf, sagte mir einer der Pressesprecher der Polizei, dass wir, also die Demonstranten, diese Nazis erst groß machen würden. Ohne Protest hätten deren Kundgebungen und sonstigen Aufmärsche keine weitere Wirkung und außerdem hätten sie als Polizei, das sowieso besser im Griff.
Da überkommt mich doch im Nachhinein das Gruseln und mir wird klar, warum über Jahre hinweg eine rechte Todesschwadron hier in Deutschland ungehindert sein Unwesen treiben konnte.
Aber bleiben wir beim Heute: Auch wenn sich jetzt auch unser Bündnis erfreulicherweise immer mehr ausweitet und vergrößert, darf das für die Zukunft kein Selbstzweck werden, keine Alibiveranstaltung fürs gute Gewissen. Unser Ziel war und ist immer noch klar und eindeutig: Keine weiteren Nazitreffen mehr auf Hof Nahtz! Das können wir mit Sicherheit nicht militärisch durchsetzen und wollen es auch nicht. Da brauchen wir schon die Zusammenarbeit aller Kräfte, permanent, konkret, auf allen Ebenen, mit allen gesetzlichen Mitteln.
Dafür brauchen wir:
Die Bevölkerung, weil sie die am meisten Betroffene ist und ein wachsameres Auge hat, als alle Verfassungsschützer zusammen; Die Politik, die die Rahmenbedingungen fürs Eingreifen herstellt ; und vor allem und besonders den Willen mit diesem rechtsradikalen Spuk endlich Schluss zu machen, bei allen, die etwas zu entscheiden haben und vor allem bei denen, die unmittelbar und tagtäglich von den Machenschaften dieser Nazibünde betroffen sind!
Wie wärs mit folgendem kleinen Wunschszenario:
Eine große Anzahl von Leuten, sagen wir mal so an die 500, sperren die Zufahrt zum Hof Nahtz mit einer Sitzblockade. Die Polizei fühlt sich außerstande dagegen einzuschreiten und beschränkt sich darauf die Nazis wieder nach Hause zu schicken. Das bei allen jährlichen Nazitreffen durchgehalten und der Spuk wäre vorbei.
Schön naiv? Oder?
Weil ja Weihnachten vor der Tür steht, noch einen weiteren Wunsch an Politik und sonstigen Entscheidungsträgern. Tretet endlich allen Nazis richtig auf die Füße: Mit Verboten, Gegeninformationen, Prävention und Unterstützung aller antifaschistischen Organisationen vor Ort und überall. Mit Engagement und konkreter Präsenz, Geld und persönlichem Willen! Mit Einfallsreichtum, wie es die Bad Nenndorfer vorgemacht haben, mit Nachdruck, wie es unzählige Einzelinitiativen immer wieder beweisen.
Die Wurzeln des Nazismus sind Rassismus, Menschenverachtung und Allmachtfantasien. Und diese Gemengelage taucht mit vielen Gesichtern auf und das nicht immer nur als brutale Nazivisage. Achten wir also auch auf die verkleideten Demagogen und den akzeptierten Fremdenhass, die kleinen Alltagsfaschismen, die Gewöhnung an die Schuldzuweisung gegenüber Minderheiten, und ergreifen wir Partei, wenn Schwächere neben uns verächtlich gemacht werden. Danke!
Demo gegen rechtsextreme Sonnwendfeier im Juni 2012.
Klaus Jordan
Guten Tag Herr Nazi,
mein Name ist Klaus Jordan und ich bin einer von 20, der gegen Sie demonstrieren darf. Nicht allzu lange natürlich, die nächsten 20 warten ja schon. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Fahrt bis hierher und des Weiteren wünsche ich Ihnen noch einen ungestörten Abend bei Ihrer Winter-Sonnwendfeier. Falls Sie meinen Namen vergessen haben sollten, die Polizei stellt Ihnen sicherlich ihre Listen zur Verfügung.
Werter Leser,
wer sich als interessierter Bürger über die letzten Jahre mit dem Thema „Nazitreffen“ in Eschede beschäftigt hat, wird obiges Szenario nicht sofort als makaberen Witz ansehen. Zu oft sind Demonstrationen, Mahnwachen und andere antifaschistische Protestformen von Polizei, Ordnungsamt und Teilen der Escheder Politprominenz akribisch bis zur Bedeutungslosigkeit reglementiert worden, und in ihrer Pedanterie passen die jeweiligen Auflagenbescheide natürlich wunderbar zum „Ordnungswahn“ einzelner Einsatzleiter.
Doch das jetzige Prozedere grenzt schon ans wahnhaft Lächerliche.
Im Einzelnen:
Pünktlich zur Wintersonnenwendfeier der norddeutschen Naziprominenz, inklusive „Düütschen Deerns“ und kindlichem Nachwuchs, erwacht der übliche Hickhack mit dem Ordnungsamt um Demonstrationsroute und Kundgebungsplatz für protestierende Nazigegner. Der Anmelder ist diesmal der Escheder „Arbeitskreis gegen Extremismus“ bekannt u.a. für seine „Beißreflexe“, hauptsächlich gegen „Linksextreme“ und ansonsten bis auf Einzelpersonen wenig auffällig.
Auffällig dagegen seine „Anpassungsfähigkeit“ gegenüber der „Obrigkeit“.
Und die verbirgt sich im Detail:
Neben dem üblichen Trallala von „keine alkoholischen Getränke“ bis „kein Hund größer als 15 cm“ wird nun neben der üblichen Demonstrationsroute ins Escheder „Irgendwo“ und Kundgebung „20 m nördlich des Kilometerschildes 1,6“ die Möglichkeit angeboten, direkt an der Straße zum Nahtz-Hof ein Transparent oder Schild hoch zu halten.
Donnerwetter!
Na ja fast an der Straße. – Die Polizei braucht beim „Beschützen“ ja noch ein bisschen Spielraum. Darum eher in der Nähe und das auch nur für Personen, die ausgewiesener Maßen als friedlich bekannt sind und auch nur jeweils höchstens 20 Leute. Zur Sicherheit (wessen?) werden die Teilnehmer in einer Namensliste erfasst und der Polizei übergeben. Ein herber Schlag ins Gesicht der anreisenden Nazigrößen. Sie werden beeindruckt sein!
Hallo, Ihr da oben!
Merkt Ihr eigentlich noch was? Präsenz zeigen heißt, gegenüber den Nazis aufzutreten, nicht hinter der Eisenbahn. Unser Ziel ist kein gesellschaftliches Ringelreihen, sondern wir fordern eindeutig und nachdrücklich:
Keine Naziveranstaltungen auf dem Hof Nahtz
und natürlich auch nicht anderswo.“
Das wollen wir mit unserem Protest ausdrücken und das wollen wir auch gegenüber den anreisenden Nazis zeigen.
Wovor habt Ihr Apostel von Recht und Ordnung eigentlich Angst?
Vor den Nazis, weil man schlafende Hunde weckt, wenn man sie lautstark attackiert?
Vor einer Handvoll schwarzer Kapuzen mit Heranwachsenden darunter? Jenen berüchtigten „Linksradikalen“, die angeblich keine Gelegenheit ungenutzt lassen, dem Staatswesen ans Bein zu pinkeln? Die Ihr zu den eigentlichen Unruhestifter stilisiert, die immer herhalten müssen, wenn öffentlicher Protest nicht opportun erscheint?
Macht Euch nicht lächerlich.
Bei allen bisherigen Demonstrationen war das Kräfteverhältnis immer ausgewogen. 2 Polizisten auf einen Demonstranten (alle, also „junge“ und „alte“ Antifa); der Spielraum für etwaige taktische „Manöver“ ausgesprochen eng, außerdem halten sich auch die sgn „Militanten“ an vorher vereinbarte Regeln. Das sind nämlich recht engagierte Jugendliche. Solche, die nicht den ganzen Tag hinterm Rechner hocken und sich irgendwelche Ballerspiele reinziehen.
Die wollt Ihr doch, oder?
Dann redet doch mal auf der nächsten gemeinsamen Veranstaltung mit denen, anstatt immer nur mit dem Schlagstock vor deren Gesichtern herumfuchteln. Erklärt Ihnen doch mal, wie Ihr es haltet mit dem Kampf gegen Nazis und ihrer Propaganda. Und dann bezieht Stellung! Sagt, wo hat man Euch schon mal gesehen hat, wo etwas von Euch zu Gehör gebracht worden ist? Wie Ihr es mit den Nazis haltet? Dann lassen sich auch gemeinsam die Regeln aufstellen, die in der Auseinandersetzung notwendig und rechtmäßig sind.
Bis dahin, Ihr tapferen Escheder, müsst Ihr Eueren Scheiß zukünftig allein ausbaden. Wir jedenfalls, die bisher unsere Köpfe mit hingehalten haben, um das sich immer weiter ausbreitende Nazi-Unwesen zu stoppen, lassen uns nicht weiter mit Auflagen oben genannter Dreistigkeit vorführen.
Good Bye, Eschede.
Rede von Klaus Jordan im Sommer 2015 vorm Lönsstein in Müden (Örtze)
"The Germany kann me furchtbar leckn!!"
Dichtet Arno Schmidt und setzt damit kurz und knapp einen Gegenpol zu Hermann Löns und sein verquastes Heide - Heimat - Heldengeschwurbel.
Warum dieses Ehrenmal?
Warum das Getöse um sein Grabstätte?
Warum diese unkritische Verehrung?
Warum die Hermann-Löns Vereine?
Warum dieser Kult um HL? Um einen Menschen, der vorgestern schon von gestern war!
Es ist doch gar nicht so, wie Madame Stael uns 1814 weismachen wollte, dass ein wilder Volksstamm Heidschnucken genannt die Gegend bewohnt.
Diese Region hat doch einiges vor zu weisen:
Wir haben die Luftbrückengedenkstätte und das Panzermuseum, die Raketenversuchsanlage in Trauen und die Rheinmetall, Bundeswehr und Natolager und die KZ-Gedenkstätte in Bergen-Belsen.
Müden als Perle der Südheide adelt sich mit dem Vermerk „Worpswede der Südheide „ und reklamiert stolz seine Ahnengalerie von Speckmann bis Rose, von Flebbe bis König.
Da passt doch HL wunderbar ins Bild!
Welch anderer Dichter oder Denker hat solch hohes Lied auf unsere Heide gesungen, wer sonst hat unsere Landschaft so wortmächtig veredelt?
Bleibende Bilder hat er entworfen und sie im Laufe eines Jahrhunderts in die Köpfe der Leute versenkt.
Mythisches und Mystisches stammten aus seiner Feder; virtuos spielte er mit Sehnsüchten, bediente Nationales, hob Heimat und Vaterland auf ein Podest.
Er hat das deutsche Gemüt nicht nur gelehrt, dass es romantisch bleiben und zugleich totschlagen kann, sondern dass es, wenn es das erste will, das zweite rechtzeitig tun muss, nach dem Motto aller Western: Wer als zweiter schießt ist verloren. So werden alle unterschiedslos abknallt.
Die Bären und Wölfe und das schwarze Gesindel, Römer, Franken und Raubritter, Zigeuner, Bettler und die Leute mit dem weißenStock, später dann die Welschen und die Engländer oder die aus dem Osten, oder die Polacken, Kroaten und Italiener, fremdes Volk halt.
Denn unbescheiden war HL auf keinen Fall.
Er will Menschen zeichnen, die mit sich selber und dem was man Schicksal nennt, den Kampf aufnehmen. … Eine Kraft in seiner Zeit sein, nicht eins seiner Produkte.
Kampf in welcher Form auch immer war ihm Glück, Leben schlechthin, denn „jeder ist sich selbst der Nächste. Besser fremdes Blut am Messer als ein fremdes Messer im eigenen Blut.“
Deutschland sollte eine neue Vergangenheit bekommen ein Grundgebälk künstlicher Traditionen.
Seit Darwin den „Kampf ums Dasein unter die Leute gebracht hat geht das große Individuum immer aus einem Kampf hervor und zwar siegreich.
Sein Vorbild; Der faustische Mensch der gottähnliche schöpferische Kultur hervorbringt.
Dazu braucht HL:
Die Heide unter freiem Himmel.
Eine germanische Abstammung.
Ein an Gehorsam gewohntes Volk.
Untermenschen und die Überzeugung, wir, die Guten, müssen die schlechten Triebe am Baum der Menschheit aus rotten.
Das alles kommt schön romantisch daher oder glorifizierend geschichtlich, possierlich oder derb, mit dem Ohr am Volk und dem Anspruch: „Ich bin froh, dass man bei meinen Büchern nicht zu denken braucht“.
So kann sich jede Gruppe nach eigenem Gusto einen Teil seines Gesamtwerkes herausfiltern ohne gleich mit roten Ohren dem einen oder anderen seiner Extreme zu verfallen.
Die Sangesrunden das Heideröslein, die Jagdgemeinschaften die literarische Hommage an ihr Tätigkeit, der alkoholselige Stammtisch den Sexismus, die Zoten und männlichen Allmachtphantasien, die Heimatvereine das Volksverklärende, alte und neue Nazis den offenen Rassismus, das Völkische und weil sich das alles so schön verkaufen ließ und lässt, setzt nicht zuletzt das Tourimarketing auf HL als Markenzeichen.
Spekuliert, dass nicht allzu viel von seinem völkischen Kram durchsickert und verwurstet ansonsten augenzwinkernd seine disparate Biografie als Alleinstellungsmerkmal und frisiert Geschichte zu Anekdötchen um nach dem Motto:
HL war zwar ein Trunkenbold und Möchtegernweiberheld, passionierter Zyniker und streitsüchtiger Neurotiker, aber so sind Künstler nun mal… Scheinbar Unschädliches wird herausgepickt und so gewinnt der Mümmelmann ein Eigenleben auf Schnapsflaschen und Werbeaufkleber und seine penetranten „Röslein rot“ Metaphern dienen als unterhaltsames Liedgut betrunkenen Kutschgästen oft genug als geselligkeitsstiftende Folie.
Da ist die Rose rot und der Mund süß, der Schnee ist weiß und die Blume gebrochen, die Heide ist braun und der Jäger wild. Der jagt allerlei, im Herbst rote Böcke, im Mai rote Röcke. (M.Weil)
Solcherart Vermarktung von Land und Leuten schert sich völlig bedenkenlos einen Dreck drum, ob man mit HL eine Figur bewirbt, die mit Fug und Recht als geistiger Brandstifter im Deckmantel völkisch heimatdichtlerischer Unschuld bezeichnet werden kann. Eine Figur die im historischen Kontext von Reichswehr, Freikorps und SA deren Terror schon im Vorgriff literarisch veredelte.
Denn HL ist ein Paradebeispiel dafür, wie innere Befindlichkeiten und Disparitäten zu äußerlicher Manifestation von Rassismus, völkischem Nationalismus und einem gewaltverherrlichenden Sozialdarwinismus mutieren.
Innere Abgründe, Selbstwertzweifel gepaart mit aufdringlichem Protzgehabe, Neid und Eifersüchteleien, Selbstüberschätzung und Angstbeißereien; da braucht man schon ein paar Schwächere: Frauen, niederes Volk, Minderwertige einerseits und andererseits auch gleich viele der anderen Kollegen und dichterischen Konkurrenten denen man mit Häme und Ignoranz jegliche Bedeutung abspricht.
„Im Grunde mag ich nur alte Kunst, Ägypter, Mittelalter, nach der Reformation ging es reißend bergab mit der Kunst, es fehlt das Grundgebälk, die Weltanschauung“.
Deutschland sollte eine neue Vergangenheit haben und HL wollte kräftig daran mit bauen. Die literarischen Manifestationen – sprich Dichtkunst - haben sich diesem Ziel unter zu ordnen oder noch besser diesem zur Blüte zu verhelfen.
Dabei war er rechthaberisch, arrogant und eigentlich tendenziell selbstzerstörerisch, oft genug verzweifelt an sich selbst.
Zum Überleben braucht es da schon ein paar Überhöhungen – sprich Helden – und um mit seinen Dämonen fertig zu werden, stürzte er sich in eine vermeintlich heile Welt:
Natur, Brauchtum und den tief im Germanischen verwurzelten Bauernschlag speziell der Heidjerart war sein bevorzugtes Terrain, welches er mal mehr, mal weniger virtuos beackerte.
Entsprechend seiner disparaten Gemütsverfassung lassen sich im Rückblick drei Gefühlszonen ausmachen:
Die expressiv rauschhafte – die melancholisch biedermeierliche und als Krönung die Stilisierung des strahlenden Überfliegers– arisches Heldentum im Gewand besagter Heidebauern.
Natürlich meint er die reichen und wohlhabenden Bauern und nicht den Pöbel mit seinen schiefen Gesichtern und den unsteten Augen. Nichts vom Elend der Tagelöhner, die in einer zugigen Kate vor einem kokelnden Torffeuer ihr schleimiges Hafersüppchen schlürfen und das frühe Nachtlager mit Flöhen, Wanzen und dem Rest der Familie verbringt.
Nichts vom Leid und der Ausbeutung jener Wanderarbeiter, die saisonal gebraucht in sgn. Schnitterkasernen untergebracht werden und die besitzlos der Willkür ihrer Dienstherren ausgeliefert sind.
Nichts von Krankheiten, Rückschrittlichkeiten, Inzucht und desolaten hygienischen Verhältnissen. Kein Klassendünkel trübt die heile Welt. Schicksalsschläge werden mannhaft bearbeitet, wer beim gradlinigen Dorfentwicklungsgefüge mal fehlt und ins Straucheln gerät hat zwei gesunde Hände, um sich aus dem Sumpf zu ziehen, einen blonden Schopf und oft genug auch die passende Frau, ebenso blond und mit rotem Rock.
Voller Stolz kann der deutsche Heidebauer auf seine germanische Vergangenheit zurückblicken, auf seine Tatkraft, seinen Mannesstolz.
Mit diesen Tugenden, festen Regel, unverrückbare Traditionen und ehrlicher Handarbeit auf der eigenen Scholle wird der Bauer zum Sinnbild des Volkes, zum Kulturträger und Rasseerhalter; die ihn umgebende Natur zur Kraftressource fürs Deutschtum; Leben in einer natürlichen Umwelt zum Volksgesundheitsbrunnen.
Doch ganz so straight entwickelte sich der Lönssche Kosmos doch nicht zu allen Zeiten.
Gradlinigkeit fordert er zwar ein;
sein eigener Gemütszustand aber schwankte oft genug zwischen „Spazierstöckchen und Doppellaufbockflinte, kleinstädtischem Dandygehabe und jagdlicher Naturburschenattitude“. (Thomas Dupke)
So kann ein Spaziergang mit ihm schon mal zur stressigen Angelegenheit werden - Tier- und Pflanzenwelt, Wetter, das Atmosphärische – alle stürmt auf einen ein;
Da sprosst und schwillt, zirpt und schmettert, quarzt und brunzt es, da stiebts und sausts, glimmerts und flimmerts, die Mägdelein haben ihre roten Röcke an, die Jäger grüne, der Bach ist flink und das Wasser gut, die Sonne ist schön rund und natürlich rot, der Himmel strahlt das es eine Lust ist und die Landschaft hat ihr blankes Kleid angezogen.
Alles ist voller Jauchzen und Jubeln, die anschwellende Naturseligkeit treibt zur Ekstase, bis auch der letzte deutsche Gartenzwerg eine heiße Hose bekommt, sein Zipfelmützchen in die Luft wirft und mit erstickender Stimme sehnt: Natur, oh Natur, ich komme!
Aber HL denkt auch ganz pragmatisch an seine eigenen Schwellkörper verborgen im jagdlichen Outfit und lässt vielerlei sexuelle Anspielungen mitunter auch der derben Art auf seine Verehrerschar los:: "Lass mich deinen Leib umfangen, wilde Dirne, küsse mich" oder "Entdämme Deines Busens Wellen, die du so grausam eingezwängt".
Und prahlerisch verkündet er sein Credo: "Ein Mann wie ich braucht jede sieben Wochen eine andere Geliebte." Dabei sind Weiber für Löns keine "gar keine Vollmenschen", denn sie hätten "keine Seele, sondern nur einen Uterus".
Obwohl ihm ungewollt dämmert: „Schuld an seiner privaten Misere ist die Emanzipation der Frauen. Frauen die sich seinen Launen und Wünschen widersetzen und tatsächlich in ihrer persönlichen Eigenheit wahr und ernst genommen werden wollen.
Doch HL ist eine gespaltene Persönlichkeit – neben dem ekstatischen Rausch sucht er die besinnliche Tiefe, das urwüchsig Beständige, das Wahre im Menschen, die altehrwürdige unverfälschte Volksseele, will : „Urmensch sein in der Urnatur“, baut sich seine eigene sichere Welt!
Dafür liefert er natürlich – getreu seinem Anspruch ein völkisches „Grundgebälk“ zu zimmern, die entsprechenden Bilder.
Da sitzen behaglich nach erledigtem Tagwerk der Bauer mit seiner Familie und dem Gesinde in der mollig warmen Stube vereint vor einem bollernden Kachelofen.
Das Klappern des Spinnrades verrät die nimmermüden Hände der Frauen und die Kinder lauschen verzückt den Erzählungen der Altvorderen, die Hände tief vergraben im Fell der schlafenden Hunde.
Geschichten aus grauen Vorzeiten, als Hexen und Gespenster die Heide unsicher machten, Erbauliches aus Heimatkalendarien oder religiösen Traktaten bestimmen das abendliche Zusammensein umwölkt von feinem Tabakrauch der Männer und dem ehrwürdigen Geruch alten Holzes.
Trautes Heim, Glück allein – der Biedermeier quillt aus allen Poren – hier ist der Herr noch Herr, der Knecht Knecht und die Frau? Ja, die verbringt ihre Tage arbeitsam an der Seite ihres Mannes und sorgt für sein geruhsames Zuhause. Gleichsam Schulmeister und Gärtnerin, Doktor und Magd sorgte sie, dass alles unter ihren Händen auf das Beste gedeiht. Da blühen die Blumen ganz wundersam, die Rosen wachsen, der Efeu klettert und die liebe Sonne scheint und ja natürlich blitzt auch der rote Rock.
In dieser spitzwegerischen Biedermeieridylle werden die Treueschwüre gesponnen:
Die Treue zur Heimat, zum König, zur Tradition und zum Brauchtum,
hier wird das Menschenbild gewoben das Hurra schreit wenn es gegen das Fremde geht, gegen die anbrandenden Horden, wenn das Vaterland , der Hof, die Scholle verteidigt werden muss mit Mistgabel und dem Dreschflegel., dem Knüppel oder dem Schermesser.
Sturmfest und erdverwachsen.
Doch zurück in die Lönssche Mythenfabrik.
Was in den abendlichen Erzählrunden an Menschen und bildnerischen Gerüsten gebaut wird findet eigentlich erst im dritten Teil seines Befindlichkeitskosmos zum finalen Höhepunkt.
Hier in seinem „Wehrwolf „ kann er endlich zur Tat schreiten:
Da kann er das welsche Blut spritzen lassen, dass es eine Freude ist,
da kann er die Unterschiede verschwinden lassen, zwischen dem Kampf der Hirsche ums Revier und dem Krieg der Völker untereinander, zwischen der lustigen Hasenjagd und der blutigen Jagd auf Menschen,
da kann er das Märchen vom umzingelten Vaterland suggerieren, das mit allen Mitteln um sich schlagen muss und
er kann seinem „rohesten Gelüste“ nachgehen, “mit der Waffe in der Hand“ wo man das Weiße im Auge sehen kann beim Gegner,“ oder wie es sein Bruder im Geiste – Ernst Jünger – ausdrückt, der vom Wert einer Elementarkraft faselte, „wenn zwei Menschen im Taumel des Kampfes aufeinanderprallen, … zwei Wesen, von denen nur eines bestehen kann“.
Ich spare mir die unappetitlichen Einzelheiten aus seinem Wehrwolf und zitiere Oskar Ansull:
„Bauerntum aus dem Geiste Löns ist in diesem Roman ein wild zusammen gekochter Mythos von ausgedachten Schlagetots, die für das nationalradikale Weltbild vorbildlich knüppeln, morden und schlachten.
Der Wehrwolf glorifiziert ein brutales Heidentum, das in einem orgastischen Blut- und Gewaltkult schwelgt und jene fatale Wendung zum Primitiven einschlägt, die in ihrer germanische Renaissance den lautstarken Beifall der Nazis fand.“
Zum Heldentum stößt die mystische Verklärung. Zur Überhöhung der prophetische Wunsch.
„Ich bin Teutone hoch vier … jedes Volk wird jetzt stramm national und wir sollen‘s nicht? Wir haben gerade genug mit Humanistik, Nationalaltruismus und Internationalismus uns kaputt gemacht, sosehr, daß ich eine ganz gehörige Portion Chauvinismus sogar für unbedingt nötig halte. Natürlich paßt das den … Juden nicht und darum zetern sie über Teutonismus. Das aber ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. (1910)
Da wird HL endlich rund und schließt ab mit seiner innerlichen Zerrissenheit und kann dann konsequenterweise auch endlich den Heldentod sterben, fernab aller weiteren blutigen Verantwortlichkeiten.
Und plötzlich wird einem nachdenklichen Menschen auch etwas bewusster, wieso so viele Deutsche zu Mittätern an all den Naziverbrechen wurden, warum so viele ein derartiges Verbrecherregime bereitwillig unterstützten, warum so viele Menschen wegschauten, wenn der Nachbar abgeholt wurde, warum ein Krieg so „normal“ erschien.
Mit dem Wehrwolf im Kopf kann man auch wohlgemuht Juden erschlagen oder diese slawischen Untermenschen, kann fröhlich Jagd machen auf die Tatern sprich Zigeuner und das restliche niedere Volk und dann mit leuchtenden Augen seine Heldentaten feiern.
Originalton Harm Wulf, dieser blonde Raufbold, der alleweil lachte:
„das war ein Spaß! Was haben wir die krummen Hunde geweift! So Stücker zwanzig habe ich allein vor den Brägen geschlagen, das es nur so ballerte … aber was sein muß, muß sein und ich schlafe so gut als vordem …“
Aufs Schweineschlachten kommt Reinemachen.
Und das alles nach dem Motto:
„Helf dir selber, so helft dir unser Herre Gott“
Es lebe die fröhliche Verrohung des deutschen Gemüts
Man muss ja nicht gleich jeden Gedenkstein entfernen, wie die Agnes Miegels Büste im Bad Nenndorfer Kurpark.
Mein Vorschlag: über den Stein ein großes rosarotes Kondom stülpen als Sinnbild für nicht gewollte Empfängnisse und als Schutz vor geistesverwirrenden Geschlechtskrankheiten.