Rückblick: Vernetzungstreffen

Mehrere Initiativen wollen gemeinsam Strategien gegen Rechtsextremismus 
entwickeln. Bericht von Simon Ziegler in der Celleschen Zeitung vom 20. März 2023.

UNTERLÜSS. Informationen austauschen, die lokalen Experten und Expertinnen zusammenbringen, neue Strategien entwickeln: Darum ging es am Samstag bei einem Vernetzungstreffen mehrerer regionaler Initiativen gegen Rechtsextremismus, das im Gemeindezentrum der evangelischen Friedenskirche in Unterlüß stattfand. Veranstalter 
waren der Deutsche Gewerkschaftsbund und das Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus, eingeladen waren Akteure aus den Landkreisen Gifhorn, Uelzen, Celle und aus dem Heidekreis.
 
Die Themen, mit denen sich die Initiativen derzeitig beschäftigen, sind sehr vielfältig. Es geht zum Beispiel um die Ausbreitung der sogenannten „Völkischen Siedler“ – rechte Familienclans im Landkreis Uelzen, deren Mitglieder der Verfassungsschutz als „gefestigte Rechtsextremisten“ einstuft. „Meine Einschätzung ist, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die ,Völkischen Siedler‘ auch im Kreis Celle sind“, sagte Wilfried Manneke, Sprecher des Netzwerks Südheide gegen Rechtsextremismus.

Es ging auch um das Forsthaus Lüsche im Landkreis Gifhorn, das kurz hinter der Celler Kreisgrenze bei Eldingen liegt. Dieses ehemalige Schullandheim sei kürzlich von „dem dubiosen Verein ‚Gaudium in Vita‘ gekauft worden“, sagte Manneke, der 24 Jahre Pastor in der Unterlüßer Friedenskirche war. Es sei offenbar das Ziel der Betreiber in Lüsche, „Lernbegleiter für illegale Kleinstschulen auszubilden, in die Eltern von Rechtsaußen ihre Kinder schicken“. Die rund 35 Teilnehmer des Vernetzungstreffens tauschten sich auch über den Stand der Dinge bei der Versteigerung des Immenhofes in Bispingen aus. Dort 
sollen rechte Gruppierungen ihr Interesse an der Liegenschaft bekundet haben, wie mehrere Medien berichtet hatten.

„Die größten Sorgen bereitet aber weiterhin der NPD-Hof in Eschede“, so Manneke weiter. Das Netzwerk Südheide will die Initiativen gegen Rechtsextremismus aus den umliegenden Landkreisen verstärkt an den Protesten in Eschede beteiligen. Grünen-Politikerin Marlies 
Petersen vom Bündnis gegen Rechtsextremismus Eschede sagte, dass auf dem Hof Nahtz weiterhin regelmäßig Veranstaltungen stattfänden. „Wir machen weiter – und die machen weiter“, fasste Petersen kurz und knapp zusammen.

Beim Vernetzungstreffen in Unterlüß waren auch Eva Bunn und Vera Hilbich von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus für Demokratie Niedersachsen dabei. „Wir begrüßen diesen Austausch und sehen einen hohen Bedarf“, sagte Bunn. Das Engagement der Menschen in den verschiedenen Initiativen trage dazu bei, dass die Probleme überhaupt wahrgenommen würden. „Die Bündnisse sind eine Art Frühwarnsystem. Wir begleiten die Initiativen. Es geht darum, die Szene einzuordnen“, ergänzte Hilbich. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Treffens in Unterlüß diskutieren zudem in mehreren Workshops darüber, wie sie sich künftig aufstellen wollen. Es ging um Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und Demonstrationen sowie um die Frage, wie weitere Mitstreiter und Mitstreiterinnen gewonnen werden können. 
 
„Die größten Sorgen bereitet weiterhin NPD-Hof in Eschede.“ 
Wilfried Manneke Netzwerk Südheide

„Wir begrüßen diesen Austausch und sehen einen hohen Bedarf.“ 
Eva Bunn, Beratung gegen Rechtsextremismus